Widmen wir uns der „Greta-Frage“: Wieviel Energie verbrauchst du?
Das Jahr nähert sich dem Ende, aber das dicke Ende kommt noch – Zeit für eine erste Betrachtung.
Ein Passivhaus darf 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen. Hier reden wir von der reinen Heizleistung. (Die nächste Bedingung „Primärenergiebedarf überschreitet 120 kWh/(m2a)“ kann ich nicht konkret mit Inhalt füllen, scheint aber weit weg zu liegen.)
Wir haben offiziell 185 Quadratmeter Wohnfläche. (Das Haus ist natürlich größer, aber das unterschlage ich einfach.)
185 m2 x 15 kWh/(m2a) = 2.775 kWh/a
2775 kWh/a dürften wir als Passivhaus verbrauchen und hätten dabei kein warmes Wasser und keinen Komfortstrom.
Ein durchschnittlicher 4-Personen Haushalt verballtert 4.000 kWh/a.
Laut „Stromspiegel für Deutschland 2019“ darf ein 4-Personen-Haushalt mit elektrischer Warmwasserzubereitung bis 3.500 kWh/a verbrauchen um noch in die beste „Kategorie A“ zu fallen.
Aktuell haben wir seit 31. Januar 2019 15:00 Uhr genau 1.172 kWh Netzstrom gekauft. Für alles, d.h. Heizung, Warmwasser und Komfortstrom.
Wir können also in den kommenden drei Monaten noch 1.603 kWh verbrauchen und würden inklusive Warmwasser und Komfortstrom in die „Passivhaus-Kategorie“ passen – was ein Passivhaus ja gar nicht schaffen muss. Ohne Warmwasser und Komfortstrom, liegen wir ziemlich sicher weit unter der Passivhaus Anforderung.
Die kommenden drei Monate sind sicher die energieaufwendigsten, an kalten Tagen haben auch mal 25 kWh verbraucht. Durchschnittlich stehen für die kommenden 92 Tage 17,4 kWh pro Tag zur Verfügung, um das Ziel zu schaffen.
Ich denke es wird spannend knapp, aber könnte möglich sein – ich bin sehr gespannt.
(Wir sind zwar vor einem Jahr eingezogen, aber anfänglich ohne Heizung und mit Baustrombedarf, das möchte ich nicht vergleichen.)
Passivhaus vs. Aktivhaus
Auch ein Passivhaus arbeitet mit Solarerträgen z.B. Wärme durch Fenster. Das wird nun als passiv definiert, aber eine 3-Schicht-Verglasung mit Argon-Füllung und super gedämmtem Rahmen ist technisch aufwendig.
Meinem Denken nach ist zur Solarthermie kein großer Unterschied bzlg. des technischen Aufwandes zu erkennen. Ob das Wasser nun aktiv gepumpt wird ist doch vollkommen egal. Photovoltaik wurde so billig, das eine Kilowattstunde Strom inzwischen billiger als eine Kilowattstunde Wärme aus Solarthermie ist. Es ist nur folgerichtig auf PV zu setzten. Der Strom „fließt“ zwar auch, praktisch erscheint ein PV-Modul jedoch ziemlich passiv.
Kurz, ich denke die Haarspalterei ist historisch gewachsen, aber in der Sache nicht aufrecht zu erhalten.
Wieviel Heizenergie brauchen wir denn nun?
Der Stromverbrauch der Wärmepumpe und des Heizstabes liegt zwar vor, sagt aber wenig aus, denn mit der PVT-Anlage hat man, einen Teil der Energiegewinnung auf PV verlagert, nicht zuletzt, weil es billiger ist – es ist zwar Strom, aber immer noch „Energie vom eigenen Dach“.
Wir müssten also den elektrischen Verbrauch und die thermischen Erträge (welche nicht gemessen werden) addieren, um zu wissen, wie viel Energie wir zum Heizen benötigen (und vielleicht noch das Warme Wasser subtrahieren).
Fazit: Der Aufwand zum Heizen ist unbekannt – und irrelevant.
Denn betreibt man entsprechende Technik entsteht Abwärme, welche auch Heizleistung ersetzt, aber nicht als solche gerechnet wird. (So werden auch Passivhäuser schön gerechnet, eine Studie ermittelte bis zu viermal größere Verbräuche bis 40 kWh/m² unter entsprechendem Nutzerverhalten).
Ich denke die einfachste und ehrlichste Ermittlung des Energieverbrauchs ist der Blick auf den Zähler. Da kann man nichts schön rechnen.
Aktivhaus vs. Passivhaus – unterm Strich sind wir ganz vorn mit dabei.
Der größte Nachteil des Passivhauses ist unser Vorteil – wir produzierten einen Energieüberschuss und konnten so bis heute 10.221 kWh Strom verkaufen.
Unter dem Strich haben wir also ein Plusenergie Haus.
Und was macht der Holz-Kamin?
Eigentlich nichts, er sieht nur schön aus. Der Schornsteinfeger geht von 30 Feuerungen pro Jahr aus, die haben wir letztes Jahr nicht erreicht.
Holz hat pro Kg ca. 4 bis 4,5 kWh Energie, ein Schüttraummeter Fichtenholz somit ca. 1.100 kWh und wiegt 250 kg – könnte also vielleicht in etwa für die 30 Feuerungen ausreichen.
Selbst wenn wir einen ganzen Schüttraummeter Holz verbrennen würden und den Wirkungsgrad unseres Ofens von 73% anlegen, hätten wir Heizenergie von ca. 800 kWh ins Gebäude gebracht.
Wieviel Strom nötig gewesen wäre um diese Menge über die Wärmepumpe einzubringen hängt vom unbekannten COP ab.
Nach Plusenergie-Haus-Betrachtung muss man das Holz nicht betrachten, da es Energie von der eigenen Liegenschaft ist und nicht von außen herein kam.
Wie war es „früher“?
In unseren ca. 70 Quadratmeter gut sanierter Altbauwohnung mit Polystyrol-Hülle haben wir ca. 2.000 bis 2.5000 kWh Strom und 11.000 bis 12.000 kWh Gas verbraucht. Kosten ca. 100 bis 120 € pro Monat.
Dazu haben wir recht viel mit Holz geheizt, geschätzt 1,5 Schüttraummeter pro Jahr.
Und was bringt die Zukunft?
Ich möchte den Eigenverbrauch erhöhen. Damit wird der Netzbezug aber auch die verkaufte Strommenge sinken. Am Verbrauch ändert das nichts, aber an den Kosten.
Die Heizung braucht ein intelligent Steuerteil. Ein Batteriespeicher ist nach wie interessant, seine Wirtschaftlichkeit steht auf der Kippe.
Warten wir auf den 31.01.2020 und sehen, wie das erste Jahr wirklich ausgegangen ist.
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